DAS mit dem DASS

In den VDI-Nachrichten (der Artikel ist nicht mehr online) beklagt ein Personalberater, dass selbst Manager in der Schreibung oft nicht zwischen das und dass zu unterscheiden verstehen.

Stimmt. Ein Indiz für das Zurückfallen der Sprachkultur auf das Niveau von Tarzan und Jane ist es aber nicht. Die Regel ist seit Jahrzehnten eine der häufigsten Quellen für Rechtschreibfehler. Das galt schon vor der Reform, als dass noch daß geschrieben wurde. Ein Grund mag darin liegen, dass die falsche Schreibung an dieser Stelle nie zu Missverständnissen führt.

Die Unterscheidung ist eine konventionelle – der Vergleich des Personalers mit den verschiedenfarbigen Socken zum Anzug trifft es. Konventionen sind nicht nur in der Rechtschreibung »gefährdet«, sich mit der Zeit abzuschleifen. Wir beobachten das derzeit zum Beispiel bei der Unterscheidung von derselbe/der gleiche oder bei als und wie im Vergleich (Er ist jünger als/wie seine Schwester).

Der ursprüngliche Entwurf für die reformierte Rechtschreibung sah übrigens auch vor, in Zukunft nur noch das zu schreiben. Nun bleibt abzuwarten, wie sich die Sache entwickelt. Und bis dahin beachte man die Regel am besten in allen Situationen bzw. Texten, in denen es (auch) auf Konventionen ankommt – und die falschen Socken zum Anzug peinlich wären.

Für den Spickzettel:

1. Man schreibt das mit <s>, wenn man es durch dieses, jenes oder welches ersetzen kann. 2. Man schreibt es mit <ss>, wenn man es nicht ersetzen kann.

Das Buch, das (welches) Sie bestellt haben, ist längst erschienen. Dass es bereits vergriffen ist, wundert mich nicht. Ich hoffe, dass bald eine Nachauflage erscheint. Dass du mir pünktlich bist!

Marion Kümmel ist Federwerkerin und freie Lektorin. Seit 2001 übernimmt sie Textdienstleistungen für Publikumsverlage, Agenturen, Unternehmen und Autor:innen. Sie redigiert Sachbücher und Fachtexte, wissenschaftliche Veröffentlichungen sowie Texte aus Unternehmenskommunikation und Werbung. Auf der Website des Lektorats erfahren Sie mehr.

5 Kommentare

  1. zu 1.: Dann ist das Artikel, Demonstrativpronomen oder Relativpronomen – die wir in der Schreibung nicht unterscheiden.
    zu 2.: Hier ist dass Konjunktion (Bindewort); nur hier wird ein Unterschied gemacht.

  2. Ähnlich viel Verwirrung stiftet auch die ewige Frage, wann man ein Eszett oder ein Doppel-S (gemäß neuer Rechtschreibung) zu verwenden hat.

    Die Faustregel lautet hier: nach kurz gesprochenem Vokal “ss”, nach langem Vokal oder Diphthong “ß”. Häufig ist diese Regel aber nicht bekannt.

  3. Bei der Unterscheidung von Eszett und Doppel-s werden meiner Erfahrung nach sehr viel weniger Fehler gemacht als bei dass/das.

    Dazu kommt: Manches, was in der S-Schreibung vorschnell zum Fehler erklärt wird, ist einfach nur alte Rechtschreibung. Selbst Belletristik erscheint zum Teil bei einigen Verlagen bzw. auf Wunsch einzelner Autoren nach wie vor in alter Rechtschreibung. Diese Entscheidung steht jedem frei, der nicht für eine staatliche Einrichtung arbeitet.

  4. Hallo Marik,

    sehr angenehmer Artikel. Ich mag es, wenn gerade die, die der Rechtschreibung ihre volle Aufmerksamkeit widmen, sie auch nicht überbewerten.

    Liebe Grüße von einem Autor und Kollegen aus Sievershagen,
    Philipp

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