Johannes Sailler: Handbuch Korrekturlesen

Johannes Sailler hat über mehr als zwei Jahrzehnte das Korrektorat des Bibliographischen Instituts in Mannheim mit den Verlagen Brockhaus, Duden und Meyers geleitet, bis es 2013 mit dem Umzug der verbliebenen Teile des Bibliographischen Instituts nach Berlin aufgelöst wurde.

Mit dem »Handbuch Korrekturlesen« bietet er nun auf 428 Seiten eine Bestandsaufnahme über alle Fragen des Korrekturlesens, wie es heutigen Produktionsabläufen entspricht.

Im Unterschied zu anderen Publikationen der letzten Jahrzehnte, die sich am Rande auch mit der Textkorrektur befassen, wendet sich dieses Handbuch als »Lehrbuch und Nachschlage­werk« eigens an alle, die beruflich Korrektur lesen oder Korrekturen in Auftrag geben. Das ist umso verdienstvoller, als es in Deutschland aktuell weder eine Ausbildung noch einen Berufsverband für Korrektorinnen und Korrektoren gibt, die das berufliche Know-how weitergeben könnten.

Lehrbuch: Erfolgreich Korrektur lesen

Die ersten 8 Kapitel und fast 200 Seiten sind einer systematischen Darstellung der Aspekte gewidmet, die das Korrekturlesen heute bestimmen oder bestimmen sollten. Textverantwortliche erhalten Antworten auf folgende Fragen:

  • Welche Leistungen gehören zum Korrekturlesen (und welche nicht)?
  • Welche Qualität kann beim Korrekturlesen erreicht und erwartet werden?
  • Welche Voraussetzungen und Arbeitsweisen fördern erfolgreiches Korrekturlesen?
  • Wie werden Korrekturen (auf Papier) angezeichnet und kommentiert?
  • Wie werden unterschiedliche Korrekturmethoden heute eingesetzt?
  • Wie arbeiten Korrekturlesende und Auftraggeber erfolgreich zusammen?

Leser:innen aus Lektorat und Korrektorat finden Anleitungen für die Planung von Korrekturabläufen und die Vergabe von Korrekturaufträgen. Zahlreiche Beispiele machen anschaulich, was alles schiefgehen kann; sie sorgen für Aha-Effekte und Lesevergnügen. Und: Es kommen wertvolle Erfahrungswerte zur Sprache, wie sie sonst nur im kleinen Kreis ausgetauscht werden.

Der erste Teil schließt mit einer kleinen Liebeserklärung des Autors an (s)einen schönen Beruf und der Zuversicht, dass er trotz Kostendruck und Korrektur­software nicht vom Aussterben bedroht ist.

Nachschlagen: Korrekturwissen von A bis Z

Im zweiten Teil folgt ein »Glossar – Korrekturwissen von A bis Z« mit über 200 Seiten, ein wohlsortierter Fundus, der Begriffe aus dem einschlägigen Fach- und Sonderwortschatz verständlich und praxisorientiert aufbereitet.

Besonders hervorzuheben sind die erstmals so zusammengestellten Listen mit Arbeitshinweisen für Korrekturlesende:

  • Was ist im Einzelnen zu prüfen und worauf (auf welche typischen Fehlerstellen) ist beim Korrekturlesen zu achten?
  • Wie sind Fehler anzuzeichnen? Welche Korrekturzeichen und Kommentare werden verwendet?
  • Welche Besonderheiten sind zu berücksichtigen?

Hier ist im Detail aufgeführt, welche Korrekturaufgaben bei Text­elementen wie Abbildungen, Bildunterschriften, Kolumnentiteln, Marginalien, Registern, Tabellen oder Textkästen anfallen. Dazu kommen Artikel zu speziellen Aufgaben wie Ästhetikkorrekturen, Textproben und Umbruchkorrekturen. Aktuelle Stichwörter zu Mikrotypografie und Schriftsatz wie Ausgangszeile, Blank, Festabstände, Kerning, Rausatz, Titelei, Übersatz und Zeilenfall sind ergänzt durch Vertreter aus dem historischen Sonderwortschatz der Schwarzen Kunst wie Augenpulver, Diebszeile, Fliegenköpfe und Schnellhase.

Fazit: Der »Sailler« ist eine unbedingte Empfehlung für alle, die beruflich Korrektur lesen oder Korrekturaufträge vergeben. Er ergänzt Nachschlagewerke für Rechtschreibung, sprachliche Zweifelsfälle, Typografie und Schriftsatz aufs Beste.

Sailler, Johannes: Handbuch Korrekturlesen: Erfolgreich Korrektur lesen. Korrekturwissen von A bis Z. Norderstedt: Books on Demand 2017

426 Seiten, Hardcover, 39,90 Euro | ISBN 9783743177321


Mehr über das Buch:

Marion Kümmel ist Federwerkerin und freie Lektorin. Seit 2001 übernimmt sie Textdienstleistungen für Publikumsverlage, Agenturen, Unternehmen und Autor:innen. Sie redigiert Sachbücher und Fachtexte, wissenschaftliche Veröffentlichungen sowie Texte aus Unternehmenskommunikation und Werbung. Auf der Website des Lektorats erfahren Sie mehr.

5 Kommentare

  1. Sehr geehrter Herr Kümmel,

    ich habe mich entschieden, Sie als Mann anzusprechen, Sie haben sich ja auch entschieden, mich als Frau anzusprechen. Dass etwa “Leser:innen” als Wort für Frauen verstanden wird, brauche ich Ihnen nicht zu erläutern, das wissen Sie, andernfalls … .

    Ihr Stil zu schreiben, Herr Kümmel, spaltet, macht Männer unsichtbar und ist damit männerfeindlich. Umso abstoßender, dass Sie das alles bewusst tun.

    Ihre Webseite nochmal aufrufen? Nein, danke.

    1. Sehr geehrter Herr Groß,

      ich habe in der dritten Person über Menschen geschrieben, die das empfohlene Buch lesen wollen. Diese habe ich an einer Stelle als »Leser:innen« bezeichnet und damit eine inzwischen etablierte Sparschreibung verwendet, die alle Menschen einbezieht.

      Wenn Sie sich nicht einbezogen fühlen, dann liegt das nicht am Text.

      Freundliche Grüße
      MK

  2. Sehr geehrte Frau Kümmel,

    mir ist unklar, wie Sie als Lektorin arbeiten können, wenn Sie sich nicht mal an die deutsche Amtssprache nach dem Rechtschreibrat halten. Die von Ihnen verwendete “verkürzte Schreibweise”, die ja in Wirklichkeit eine unnötige Verlängerung von Leser darstellt, besitzt einen messbaren Female-Bias, wie Anita Stark und Fritz Strack gezeigt haben.
    Es wäre schön, wenn Sie sich erst mal informieren würden und in Zukunft keine männerdiskriminierende Sprache verwenden.
    HG
    F. Schmidt

  3. Sehr geehrter Herr Schmidt,

    als Lektorin suche ich auch nach Lösungen für sprachliche Fragen, die der Rechtschreibrat (noch) nicht entschieden hat. Regeln entstehen nämlich in der Sprachpraxis und können erst dann vom Rechtschreibrat empfohlen werden.
    __
    PS: Der Rechtschreibrat ist nicht für »die deutsche Amtssprache« zuständig, sondern nur für die amtliche Rechtschreibung, die in Schulen und Behörden gelten soll.

  4. Sehr geehrte Frau Kümmel,
    Dank für Ihre detaillierte Buchempfehlung!

    Den Männleins ;-) , die hier recht unfreundliche Kommentare absondern, mein Mitgefühl 💐

    Mit freundlichen Grüßen,
    Knut Harnisch (alter weiser Cis-Mann)

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