Wie werden wir in Zukunft lesen?

Das Thema der Frankfurter Buchmesse war am 28. November 2008 Gegenstand einer Podiumsdiskussion im Berliner Kulturkaufhaus Dussmann: »Überleben in digitalen Zeiten: Welche Zukunft hat das Buch?«

Das Gespräch wurde live übertragen in der Reihe Medienquartett des Deutschlandfunks.

Denis Scheck (Literaturkritiker, DLF) bleibt ganz gelassen. Das digitale Buch sei gut für alle, die professionell mit Büchern umgehen, der Markt bei Lesern dagegen überschaubar. Ansonsten liebe er Literatur, nicht unbedingt das Buch von heute. Und die habe eine größere Zukunft als Fernsehen und Internet zusammen.

Johano Strasser (Präsident P.E.N. Zentrum Deutschland) hält digitale Publikationsformen für eine zusätzliche Nutzungsmöglichkeit, aber keinen Ersatz für das Buch.

Carola Müller (Verlag Vandenhoeck & Ruprecht) sieht für wissenschaftliche Verlage, die nur Printangebote machen, keine Zukunft. Die Textstrukturen würden sich entsprechend entwickeln, da für Print konzipierte Texte sich nicht für die digitale Publikation eignen. Das digitale Publizieren beschleunige den Prozess der Konzentration und »Marktbereinigung« in Buchhandel und Verlagslandschaft. Andererseits könnten neue Publikationsformen die dauerhafte Vorhaltung z.B. geisteswissenschaftlicher Titel ermöglichen.

Hans Janke (Fernsehspielchef ZDF) hängt (wie alle anderen) am Buch, hält aber die Entwicklung für ebenso wenig vorhersagbar, wie es die Medienentwicklung der letzten 10 Jahre war. Doch bei allen Verwerfungen: Es gebe kein Indiz für das Verschwinden des Buches.

Alle sind sich einig darin, dass für digitale Publikationen Fragen der Sicherung der Urheberrechte und der Vermarktung derzeit ungeklärt sind. Die drängendste Frage besteht also darin, wie die Produktion von hochwertigen Inhalten wirtschaftlich gesichert und realisiert werden kann. Egal, wie wir in Zukunft lesen werden.

Marion Kümmel ist Federwerkerin und freie Lektorin. Seit 2001 übernimmt sie Textdienstleistungen für Publikumsverlage, Agenturen, Unternehmen und Autor:innen. Sie redigiert Sachbücher und Fachtexte, wissenschaftliche Veröffentlichungen sowie Texte aus Unternehmenskommunikation und Werbung. Auf der Website des Lektorats erfahren Sie mehr.

3 Kommentare

  1. Hallo,
    also ich habe mir diese Seite durchgelesen und auch die Dikussion dazu mal angehört und schließe mich der Meinung von Johano Strasser an.
    Natürlich wird alles immer elektronischer und futuristischer, aber ich denke, dass Bücher in der Form, wie wir sie kennen, nicht verschwinden werden.
    Es ist eben nur ein nützliches Hilfsmittel, aber eben kein Ersatz für das Buch und auch kaum vorstellbar, dass es Bücher irgendwann einmal nicht mehr geben wird.
    Außerdem bin ich fest der Meinung, dass man sich doch lieber mit einem guten Buch beschäftigt, als sich vor den PC zu setzen.
    MfG

  2. Ich denke, es wird sich differenzieren: Für Lexika, Wörterbücher und viele Sach- und Fachbücher wird sich wohl die digitale Publikation durchsetzen. Zum Teil hat sie das ja schon. Manche Texte wird man vielleicht weiterhin lieber als Buch lesen – für mich wären das Belletristik und Lehrbücher.

    Wie sich das langfristig entwickelt, kann man im Moment wohl gar nicht abschätzen. Wer hätte einst gedacht, dass Schallplatte, Kassette und CD so schnell wieder verschwinden?

  3. Die Frage nach dem überraschend schnellen Verschwinden von Musik(daten)trägern ist es, die Verlagen eigentlich zu denken geben sollte. Natürlich gibt es immer noch diejenigen, die LPs kaufen, wegen der angeblich besseren Qualität und der großen Cover, das ist aber bloß noch eine Randnotiz. Zwar glaube ich auch ans Fortleben des Buchs, finde aber die Frage, wie in Zukunft veröffentlicht werden wird, sehr spannend: Handy, iPhone oder doch ein extra eReader? Gibts alles bloß noch im Selbstverlag? usw.

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