Meyers Lexikon online abgeschaltet

»Das Lexikonportal Meyers Lexikon online wird zum 23. März 2009 abgeschaltet.«

So die lakonische Ankündigung auf dem Blog von Meyers online. Sehr schade. Aber es war leider zu erwarten, nachdem die Bifab (Bibliographisches Institut & und F. A. Brockhaus AG) im Dezember bekannt gegeben hatte, dass die Marke Brockhaus verkauft und die Entwicklung enzyklopädischer Werke in Mannheim nicht fortgesetzt wird.

Auch wenn das Kartellamt noch nicht zugestimmt hat: Ein Teil der entlassenen Leipziger FABianer setzte zur kollektiven Stellensuche eine eigene Website auf; nun wird Meyers online eingestellt, das zeitweilig als Test für einen geplanten Online-Brockhaus galt (vgl. hier im Federwerk).

Die Ära der gedruckten Universallexika geht zu Ende. Vermutlich. Aber endet damit auch der Bedarf für einen sorgfältig erarbeiteten und redaktionell geprüften Wissensfundus? Was bedeutet der sich anbahnende Lexitus für eine Wissensgesellschaft?

Rudolf Walther dazu am Freitag in der Digitaz:

Mit dem Internet und den Suchmaschinen entstand der Doppelmythos, gesichertes Wissen sei erstens gratis zu haben und zweitens sei der Zugang zum Wissen damit »demokratisiert«. Mit diesem Argument wird der im Umfang beschränkte und teure, aber nach wissenschaftlichen Standards haushoch überlegene »Brockhaus« gegen quantitativ unbeschränkte und billige, aber wissenschaftlich ungesicherte Suchmaschinen und Netz-Enzyklopädien ausgespielt. Diese Alternative ist keine, denn nur eine aberwitzige Ideologie kann glauben machen, kompetent organisiertes Wissen sei dauerhaft zum Nulltarif zu haben. Angesichts der ungelösten Probleme der Überprüfbarkeit und langfristigen Haltbarkeit von Netz-Enzyklopädien kann es nur darum gehen, neben diesen Medien auch den gedruckten wissenschaftlichen Lexika eine Überlebenschance zu sichern. (via VFLL-Blog)

Marion Kümmel ist Federwerkerin und freie Lektorin. Seit 2001 übernimmt sie Textdienstleistungen für Publikumsverlage, Agenturen, Unternehmen und Autor:innen. Sie redigiert Sachbücher und Fachtexte, wissenschaftliche Veröffentlichungen sowie Texte aus Unternehmenskommunikation und Werbung. Auf der Website des Lektorats erfahren Sie mehr.

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