Das Et-Zeichen zwischen Norm und Usus

Beispiele für Et-Zeichen

Vom Et-Zeichen zum Und-Zeichen

Das Et-Zeichen ist als Ligatur für et (lateinisch ›und‹) entstanden und hat sich zu einem Wortzeichen entwickelt, das nicht mehr an eine bestimmte Lautform oder Einzelsprache gebunden ist. Im Deutschen wird es heute als »und« gelesen. Daher verbreitet sich außerhalb der Fachsprache die Bezeichnung Und-Zeichen, die in der gesprochenen Sprache außerdem die Unterscheidung vom At-Zeichen (@) erleichtert.

Wortvertreter »&« oder ausgeschriebenes »und«?

Im 20. Jahrhundert galt das Et-Zeichen nur in Firmennamen (daher »kaufmännisches Und«) als zulässig, kam aber auch in anderen Eigennamen und Werktiteln vor. In den letzten Jahrzehnten ist zu beobachten, dass der Gebrauch des Zeichens auf weitere Fälle ausgeweitet wird.

Vor allem in freistehenden Zeilen dient das Und-Zeichen als (typo)grafisches Stilmittel, wo Wortpaare besonders eng verbunden werden sollen. Beispiele:

  • Firmenbezeichnungen: Brauerei Mahn & Ohlerich (kurz: M&O); Mayer & Nachfahren; Prignitzprint GmbH & Co. KG
  • Eigennamen: Restaurant »Hinz & Kunz«; »Buddenbohm & Söhne« (Blog)
  • Werktitel: »Asterix & Obelix feiern Geburtstag«
  • Überschriften: Vorträge: online & offline; Fit für Facebook, Instagram & Co.?
  • Rubriken: Kurz & knapp; Vorträge & Schulungen; Impressum & Kontakt

Bei Entlehnungen aus dem Englischen wird das Et-Zeichen (Ampersand für gesprochenes »and«) oft mit übernommen:

  • Feste Fügungen: Mergers & Acquisitions (M&A), Food & Beverage (F&B), Questions & Answers (Q&A), Copy & Paste, Click & Meet

Im Fließtext sollte das Und-Zeichen außerhalb fester Fügungen weiterhin nicht stehen, da es hier die Lesbarkeit und das Textbild beeinträchtigt.

Die Regeln für Textverarbeitung und Schriftsatz spiegeln diese Entwicklung wider. Die Rechtschreib-Duden enthielten seit 1915 für den Schriftsatz die Vorschrift, dass das Et-Zeichen nur in Firmennamen stehen darf. Seit der 26. Auflage (Berlin 2013) ist die Formulierung weniger strikt. Danach wird das Zeichen »nur bei Firmenbezeichnungen und in daran angelehnten Titeln, Überschriften usw. angewendet«. Auch die DIN 5008 erwähnt 2020 neben Firmenbezeichnungen erstmals die Verwendung »in Titeln und Überschriften« als »gängig«.

Das Et-Zeichen in Orthografie und Typografie

Die amtliche Rechtschreibung enthält keine Regeln für Sonderzeichen (Wortvertreter) wie das Und-Zeichen. Hier gelten also typografische Standards; orthografische Regeln können (vor allem für Zusammen­setzungen) sinngemäß angewendet werden.

  • Zwischen Wörtern wird das Und-Zeichen in Leerzeichen eingeschlossen: Brauerei Mahn & Ohlerich.
  • In Kurzformen kann das Und-Zeichen mit kleinen Festabständen oder (analog zu Abkürzungen) ohne Abstände gesetzt werden: F&E (analog zu FuE für Forschung und Entwicklung), M&O, Q&A.
  • In Zusammensetzungen wird auch beim Und-Zeichen durchgekoppelt: Mahn-&-Ohlerich-Stammhaus.
  • Kurzformen werden in Zusammensetzungen wie Abkürzungen mit Bindestrich angeschlossen: F&E-Abteilung, M&O-Stammhaus, Q&A-Session.
  • Wenn ein Zeilenumbruch nötig ist, soll das Et-Zeichen nach traditioneller Empfehlung auf die neue Zeile gebracht werden. Es gibt jedoch auch die neuere Praxis, das Et-Zeichen nie an den Zeilenanfang zu setzen.

Beitragsbild: Et-Zeichen (kursiv) in den Fonts Source Sans Pro, Book Antiqua, Garamond und Lato

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Marion Kümmel ist Federwerkerin und freie Lektorin. Seit 2001 übernimmt sie Textdienstleistungen für Publikumsverlage, Agenturen, Unternehmen und Autor:innen. Sie redigiert Sachbücher und Fachtexte, wissenschaftliche Veröffentlichungen sowie Texte aus Unternehmenskommunikation und Werbung. Auf der Website des Lektorats erfahren Sie mehr.

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