Richtig platzieren und nummerieren

Seit der Reform der Rechtschreibung haben wir häufiger als bisher die Wahl zwischen zwei Schreibungsvarianten. Besonders bei Fremdwörtern gelten oft fremde und integrierte Schreibung gleichberechtigt nebeneinander, auch wenn Duden und Wahrig Empfehlungen aussprechen. Denen können wir uns anschließen oder je nach Textsorte und Zielgruppe entscheiden, welche Schreibung uns angemessen erscheint: Club oder Klub; Facette oder Fassette, Graphik oder Grafik.

Wer normgemäß schreiben will, hat aber nicht immer die Wahl. Bei einigen ursprünglich fremden Wörtern ersetzt die integrierte Variante die fremde Schreibung (zum Beispiel aktuell nur noch: Foto[grafie], Telefon, Fritteuse). Für zwei ursprünglich fremde Verben trifft das ebenfalls zu: nummerieren und platzieren.

Die »traditionellen« Schreibungen (1901 numerieren, plazieren; ehedem numeriren, placiren) wurden durch die neuen Schreibungen ersetzt. Im Wörterverzeichnis zur amtlichen Regelung (PDF) finden sich daher nur nummerieren und platzieren.

Aktuelle Rechtschreibwörterbücher kennzeichnen die nicht mehr gültigen Schreibungen als »alt« und verweisen:

plazieren usw. alte Schreibung für ↑ platzieren usw.

platzieren (aufstellen, an einen bestimmten Platz stellen, bringen; Kaufmannsspr. [Kapitalien] unterbringen, anlegen); sich platzieren (Sport einen vorderen Platz erreichen)

(© Duden – Die deutsche Rechtschreibung, 25. Aufl., Mannheim 2009)

Die »neuen« Schreibungen hatten sich als (sehr häufige) Falschschreibungen lange vor der Reform im Schreibgebrauch etabliert (»Sie werden platziert!«), da die Analogie zu Nummer und Platz nahelag und das Verbalsuffix (frz. -iren) längst der deutschen Orthografie angepasst war. Als die reformierte Rechtschreibung noch »neu« war, reagierten auf diesen Passus stets zuverlässig einige Seminarteilnehmer mit: »Das habe ich immer schon so geschrieben.«

Die Reform hat die Veränderung hier nur noch sanktioniert und den mehr als 100-jährigen Einbürgerungsprozess abgeschlossen. In der aktuellen Rechtschreibung gelten nur noch nummerieren und platzieren als normgemäß, die alten Schreibungen nicht mehr.

Marion Kümmel ist Federwerkerin und freie Lektorin. Seit 2001 übernimmt sie Textdienstleistungen für Publikumsverlage, Agenturen, Unternehmen und Autor:innen. Sie redigiert Sachbücher und Fachtexte, wissenschaftliche Veröffentlichungen sowie Texte aus Unternehmenskommunikation und Werbung. Auf der Website des Lektorats erfahren Sie mehr.

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