[Aktualisierung: 10. Januar 2022]
In diesem Beitrag geht es um die Schreibung der Bezeichnung für das Zeichen. Die Regeln für den Gebrauch des Bis-Zeichens finden Sie unter: Das Bis-Zeichen und seine Verwendung #
Manchmal müssen Zeichen nicht nur normgemäß gesetzt oder korrigiert, sondern auch genau bezeichnet werden. Etwa wenn Regeln formuliert und auffindbar gemacht werden sollen. Schwer tun sich Regelwerke bislang mit dem Halbgeviertstrich (Langstrich), der als Wortvertreter für die Präposition »bis« verwendet wird.
Nach der amtlichen Regelung für die deutsche Rechtschreibung (§ 55) lassen sich die Varianten 1 und 2 – mehr oder weniger überzeugend – begründen.
1. Großschreibung als zusammengesetztes Substantiv
Aus der Wortgruppe (Zeichen für »bis«) wird langsam eine Zusammensetzung. Die Bezeichnung des Zeichens ist ein Substantiv. Nach der Grundregel für die Großschreibung von Substantiven wird ein nichtsubstantivischer Erstbestandteil großgeschrieben, auch bei Schreibungen mit Bindestrich: It-Girl, Ist-Zustand, Ich-Form.
Die Zusammensetzung aus bis und Zeichen kann also ebenso geschrieben werden wie die älteren Bezeichnungen dieser Art, insbesondere At-Zeichen, Et-Zeichen sowie Und-Zeichen, nämlich Bis-Zeichen.
2. Kleinschreibung als zitierte Wortform
Als Ausnahme formuliert die amtliche Rechtschreibung, dass »Abkürzungen sowie zitierte Wortformen und Einzelbuchstaben und dergleichen« (§ 55) als Erstbestandteile zusammengesetzter Substantive unverändert bleiben: pH-Wert, dass-Satz, f-Laut.
Analog zum dass-Satz wäre also auch bis-Zeichen möglich und normgemäß, wenn das bis als zitierte Wortform aufgefasst wird. Allerdings geht es in den Anwendungsfällen für die Zusammensetzung nicht um das Wort bis, sondern um dessen Ersatz durch den Halbgeviertstrich (Langstrich).
3. Kleinschreibung und Auszeichnung
Das »bis« kann in Anführungszeichen gesetzt oder kursiv ausgezeichnet werden: »bis«-Zeichen, bis-Zeichen. Diese graphostilistische Variante ist besonders bei sehr ungewöhnlichen oder einmaligen Wortbildungen üblich und soll das Lesen erleichtern.
Diese Schreibung wählt die Duden-Redaktion, allerdings nur für das Zeichen für »bis«. In den Duden-Bänden stehen aktuell (2021) weiterhin alle drei Varianten für ähnliche Fälle nebeneinander: bis-Zeichen (nur bis kursiv, Duden 9) bzw. »bis«-Zeichen (Duden 1) neben dass-Satz (ohne Auszeichnung) sowie At-Zeichen, Et-Zeichen und Und-Zeichen.
Fazit und Empfehlung
Für sich genommen sind diese unterschiedlichen Varianten in der Schreibung möglich. Aber: Gleiche Fälle sollten möglichst auch gleich behandelt werden. Das gilt für Empfehlungen in einem Wörterbuch ebenso wie für die Handhabung innerhalb eines Textes.
Die Zusammensetzung aus bis und Zeichen ist inzwischen verbreitet und geläufig, sodass eine Kennzeichnung des bis als Zitatwort nicht notwendig ist. Die Zusammensetzung fügt sich ein in eine Reihe älterer Zusammensetzungen nach diesem Muster, die (bisher) nach der Grundregel großgeschrieben werden. Wer also At-Zeichen, Et-Zeichen und Und-Zeichen schreibt, sollte auch Bis-Zeichen schreiben.
Spricht aus Ihrer Sicht etwas für die unterschiedliche Behandlung dieser Fälle? Ich freue mich über Kommentare.
PS: Im Lektorat für Sachbücher und Fachtexte achte ich auf die konsistente Verwendung und Schreibung von Bezeichnungen innerhalb eines Textes und schlage begründete Lösungen vor.
Quellen:
- Duden 1. Die deutsche Rechtschreibung, 28. Auflage, Berlin 2020, Seite 135 im Abschnitt »Die formale Gestaltung von Texten«; davor unter »Textverarbeitung und E-Mails« (2006 bis 2017), bis 1996 unter »Richtlinien für den Schriftsatz«.
- Duden 9. Sprachliche Zweifelsfälle: Das Wörterbuch für richtiges und gutes Deutsch, 9. Auflage, Berlin 2021, unter dem Stichwort bis-Zeichen (so mindestens seit der 4. Auflage 1997 von Band 9 mit wechselnden Titeln). Im Artikeltext ist das »bis« in der Zusammensetzung kursiv ausgezeichnet, im Artikelkopf steht es (vermutlich aus technischen Gründen) nicht kursiv.
- Das aktuelle amtliche Regelwerk der Rechtschreibung – Regeln und Wörterverzeichnis (Download)
Anmerkung: In den Schreibungen für die Beispiele sind in diesem Beitrag keine geschützten Bindestriche eingesetzt, weil sie in der verwendeten Schrift falsch (als Halbgeviertstriche) angezeigt werden.
[Dieser Beitrag erschien am 7. August 2016 auf federwerk.de und wurde zuletzt 2022 überarbeitet und ergänzt.]
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