Abkürzungen waren lange kein Gegenstand der Rechtschreibregelung. Die meisten sind über lange Zeiträume im Schreibgebrauch (Usus) entstanden. Erst viel später wurden sie in Wörterbüchern und Regeln erfasst. Mit Punkt, ohne Punkt, mit Zwischenraum oder ohne … Das Ergebnis ist eine bunte Vielfalt, der am besten mit einem verlässlichen und aktuellen Wörterbuch (oder Lektorat) beizukommen ist.
Mitunter aber kann sich der Schreibgebrauch für keine Variante entscheiden. Das scheint beim Postskriptum im Brief so zu sein. PS kommt geschrieben und gesprochen fast ausschließlich als Abkürzung vor, obwohl die meisten vermutlich noch wissen, wofür sie steht: lat. post scriptum, die »Nachschrift«.
PS: Die Abkürzung für Postskript[um] enthält keine Abkürzungspunkte und kein Leerzeichen. Nach PS kann mit oder ohne Doppelpunkt angeschlossen werden.
© Duden – Richtiges und gutes Deutsch, 6. Aufl. Mannheim 2007 [CD-ROM]
Ursprünglich nutzte man das Postskriptum, um im handgeschriebenen Brief (den gab’s tatsächlich mal) etwas nachzutragen, was man vergessen hatte. Erkennntnisse der Werbestrategen über die »natürliche Lesekurve« haben dem PS im letzten Jahrzehnt zu einer neuen Funktion verholfen.
Neugierig geworden durch diesen Beitrag, habe ich mir die Versionsgeschichte der Abkürzung im Duden angesehen:
7. Aufl. (Lpzg.; Wien 1902): Postskript(um), [keine Abk. verz.]
8. Aufl. (Lpzg.; Wien 1909): Postskript(um), [keine Abk. verz.]
9. Aufl. (Leipzig 1915): Postskript(um), Abk.: P. S.
11. Aufl. (Lpzg. 1934): Postskript(um), Abk.: PS.
13. Aufl. (Lpzg. 1954): Postskript(um), Abk.: PS
14. Aufl. (Mannheim 1954): Postskript u. Postskriptum, Abk.: PS
15. Aufl. (Lpzg. 1957): Postskript o. Postskriptum, Abk.: PS
18. Aufl. (Lpzg. 1987): Postskript(um), Abk.: PS od. P. S. (lat.)
20. Aufl. (Mannheim; Lpzg. u. a. 1991): Postskript(um), Abk.: PS
24. Aufl. (Mannheim; Lpzg. u. a. 2006): Postskript(um), Abk.: PS
Da wurde doch wirklich mal die ganze Vielfalt ausgeschöpft. Das heutige »PS« ohne Punkt gibt es im Duden Rechtschreibung spätestens seit 1954, also noch vor der Trennung in Leipziger und Mannheimer (14. Aufl. 1954) Duden.
Als einzige normgemäße Schreibung scheint PS seit dem Einheitsduden von 1991 zu gelten. Die Reform hat sich mit Abkürzungen nicht befasst. Doch bei dieser Unentschiedenheit bewahrt der Schreibgebrauch einfach alle drei Möglichkeiten. »Für wenns mal wieder anders kommt.«
PS: Im Lektorat für Gebrauchstexte sorge ich auch dafür, dass Abkürzungen und andere Sparschreibungen normgemäß und einheitlich verwendet werden.
Wie? PS: so gibt es gar nicht mehr?
Doch, so schreibt man es nach aktuellem Duden. Der Doppelpunkt gehört nicht zur Abkürzung selbst und ist fakultativ. Er kann gesetzt werden, um den Text anzukündigen.
Wie auf wortfeiler.de aus dem grünen Duden zitiert:
Oder habe ich die Frage nicht verstanden?
Ok, ich habe mich schon gewundert – und wie ist die dritte Möglichkeit? P.S.?
Ich meinte die 3 Möglichkeiten, die in den letzten 100 Jahren nacheinander mal als richtig galten:
P. S. (mit 2 Punkten, nach der lateinischen Getrenntschreibung),
PS. (mit einem Punkt, Vorkriegsschreibung) und
PS (ohne Punkt, seit 1954).
Als normgemäß gilt heute laut Duden nur die letzte, aber darum schert sich der Schreibgebrauch ja nicht. Die Frage ist, ob man die Norm dem anpassen soll, und wenn ja: wie?
Ob man nach PS einen Doppelpunkt setzt oder nicht, erhöht zwar die Verwirrung, hat aber mit der Schreibung der Abkürzung nichts zu tun. Diese Ausnahme ist auch eine Konzession an den Schreibgebrauch. In allen anderen Fällen steht nach so einer Ankündigung seit 200 Jahren im Deutschen ein Doppelpunkt.
Mannheimer Duden (19., neu bearb. u. erw. Aufl. – 1986): PS
Vielen Dank für die Ergänzung!
Hab noch den Mannheimer Duden von 1961, 15. erweiterte Auflage, Jubiläumsausgabe
PS = Postskript(um)
Besten Dank fürs Nachschlagen!
Super Recherche. Danke.
Jetzt nicht Mannheimer, aber trotzdem mal nachgeschlagen:
Leipzig, 20. Auflage 1979 (1957, 1967, 1976 – wahrscheinlich vorherige Auflagen genannt)
PS ohne Punkte
Danke fürs Nachschlagen. Mit der Zählung der Auflagen (bzw. Neubearbeitungen) stimmt etwas nicht: 1985 erschien der letzte Leipziger Duden (18. Auflage). Eine 19. Auflage gab es nur in Mannheim (1986). Die 20. Auflage ist schon der »Einheitsduden« von 1991.
http://www.duden.de/ueber_duden/auflagengeschichte
Moin.
Wieso Hinweis auf den Duden? Er ist nicht mehr das Maß für die Rechtschreibung.
Freundlich grüßt
Wolfgang Keiler im Dezember 2016
Hallo, Herr Keiler,
der Duden hat keinen amtlichen Status. Er ist in Deutschland aber das renommierteste Wörterbuch für die Auslegung der amtlichen Rechtschreibung, die selbst nur ein sehr schmales Wörterverzeichnis hat. PS kommt in diesem Verzeichnis nicht vor. In so einem Fall richte ich mich nach den Empfehlungen des Dudens, solange kein überzeugendes Argument dagegen spricht.
Die Duden-Empfehlung, PS ohne Punkt zu schreiben, entspricht dem Hinweis unter § 102 (2) der amtlichen Regelung, nach der Initialwörter »üblicherweise« ohne Punkt stehen. Feste Regeln gibt es für Abkürzungen nicht.
Mit freundlichen Grüßen aus dem Lektorat
Marion Kümmel