Der Apostroph – Form und Funktion

[Aktualisierung: 16. August 2024]

Der Apostroph ist ein kleines Zeichen, das im Deutschen nur in wenigen Fällen notwendig ist. Hinzu kommt: Ein nach den Regeln von Orthografie oder Typografie falsch gesetzter Apostroph stört den Lesefluss und das Textbild meist empfindlicher als ein weggelassener.

Der Apostroph ist mit diesen Tastenkombinationen zu erreichen:

So klappts (oder: klappt’s) nach den aktuellen Regeln von Orthografie, Typografie und Grammatik mit dem Apostroph:

  1. Rechtschreibung
  2. Typografie
  3. Grammatik

1. Rechtschreibung

Apostroph als Auslassungszeichen

Im Deutschen hat der Apostroph heute in erster Linie die Funktion, die Auslassung von Buchstaben zu kennzeichnen:

  • Eigennamen, die mit Zischlaut enden (geschrieben als: -s, -ss, -ß, -tz, -x, -ce), erhalten im Genitiv einen Apostroph statt der (nicht aussprechbaren) Endung -(e)s, wenn sie ohne Artikelwort stehen: Jean Pütz’ Bücher, Anna Seghers’ Roman (aber mit Artikel: der Roman der Seghers).
  • Bei ungewöhnlichen Auslassungen steht im Interesse der besseren Lesbarkeit (Erfassbarkeit) ein Apostroph z. B.: »Des Teufels ruß’ger Gesell« (Franz Fühmann), der Ku’damm (Kurfürstendamm), wer ’s glaubt!, so ’n Unfug. Bei Auslassungen im Wort stehen keine Leerzeichen vor bzw. nach dem Apostroph (ruß’ger), bei Auslassungen am Wortanfang steht ein Leerzeichen vor dem Apostroph.
  • In vielen Fällen sind die verkürzten Formen inzwischen so geläufig, dass man mit oder ohne Apostroph schreiben kann, z. B.: Das gibts (oder: gibt’s; bereits ohne Leerzeichen) doch gar nicht. Nimms (oder: Nimm’s) leicht.

Der Apostroph entfällt heute, wenn die ursprüngliche Auslassung zur üblichen Form geworden ist. Das gilt vor allem für die Verschmelzungen aus Präposition und Artikel, z. B.: aufs Beste, hinters Licht, fürs Erste, ins Grüne, beim Sprechen. Auch das weggelassene -e in Verbformen wird in der Regel nicht mehr gekennzeichnet, z. B.: Das lass besser sein! Bitte schreib leserlich. Ich mach was mit Büchern.

Und: Wo nichts ausgelassen ist, steht im Deutschen in der Regel (vgl. »Sonderfälle«) kein Apostroph, z. B.: die Meyers von nebenan (Plural von Namen), Omas Häuschen (Genitiv), Schmidts Katze und Schrödingers Katze (Genitiv), Tinas Lädchen, Karls Tante, die brechtsche Lyrik.

Sonderfälle

  • Ein Apostroph vor dem Genitiv-s von Personennamen ist möglich, wenn die ganze Fügung ein Eigenname ist: Tom’s Tischlerei oder Toms Tischlerei, aber nur Toms Bekannte. (Diese Einschränkung auf Eigennamen gilt seit der Neubearbeitung der amtlichen Rechtschreibung 2024.)
  • Ein Apostroph kann in Ableitungen von Personennamen auf -sch stehen: die Brecht’sche Lyrik als Schreibvariante neben die brechtsche Lyrik.

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2. Typografie

Häufiger als der orthografisch nicht korrekte Gebrauch des Apostrophs scheint mir der typografisch falsche Gebrauch zu sein: Es wird an der richtigen Stelle das falsche Zeichen gesetzt. Da der Apostroph nicht über die Erstbelegung der Tastatur zu erreichen ist, wird hier allerlei ausprobiert: die Akzentzeichen, das Minutenzeichen, das halbe Anführungszeichen … Wie der Apostroph richtig aussieht, kann man sich gut mit dem Synonym merken, das auf die Form anspielt: »Hochkomma«. Kommaförmig (oder wie eine 9; vgl. Abbildung) ist er in vielen Schriften nämlich heute noch gebogen.

Im Manuskript sieht das falsche Zeichen (je nach Schriftart) manchmal »gar nicht so schlimm« aus. Das kann sich beim Wechsel der Schriftart (zum Beispiel für den Druck) schnell ändern. Hier sollte man also besser nicht schummeln.

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3. Grammatik

Nach Duden sind die Formen: der Apostroph, des Apostrophs (Genitiv), die Apostrophe (Plural). Ich scheine aber nicht allein zu sein mit der Neigung, den Apostroph mit sächlichem Artikel zu gebrauchen (in Analogie zum Komma?).


Zum Weiterlesen:

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Marion Kümmel ist Federwerkerin und freie Lektorin. Seit 2001 übernimmt sie Textdienstleistungen für Publikumsverlage, Agenturen, Unternehmen und Autor:innen. Sie redigiert Sachbücher und Fachtexte, wissenschaftliche Veröffentlichungen sowie Texte aus Unternehmenskommunikation und Werbung. Auf der Website des Lektorats erfahren Sie mehr.

4 Kommentare

  1. Ein besonderes typografisches Ärgernis ist die große Anzeige im ZEIT-Magazin, in der es heißt: “Gute Filme gibt’s nicht nur im Kino” – mit einer “6” anstelle einer “9”. Qualitätspresse! :-)

  2. Entweder haben sie eine Taste am Mac eingespart (»Option #« statt »Option Shift #«) oder den Korrekturdurchgang … :-)

    Auch hübsch: Ein Rostocker Hochglanzprodukt verwendet seit Jahren tapfer Akzentzeichen, wo Apostrophe gemeint sind.

    Schöne Lesesonntagsgrüße nach Köln
    Marion

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