Zwei »Regeln«, deren Gültigkeit nie schlüssig nachgewiesen wurde, dominieren die Schriftwahl in Print und Web:
Gedruckt sind Serifenschriften besser (schneller) lesbar, weil die Serifen das Auge leiten. Für Bildschirm/Web sind Serifenlose geeigneter, weil die feinen Serifen in Lesegrößen nicht brauchbar wiedergegeben werden.
Für das Lesen im Internet widerspricht Martin Liebig in seinem Gastbeitrag »Die gefühlte Lesbarkeit« im Design Tagebuch:
Der Autor hat mit 3000 Teilnehmern die Lesbarkeit (hier gleichgesetzt mit Lesegeschwindigkeit) von 12 ausgewählten Schriften mit und ohne Serifen getestet. Das eindeutige Ergebnis: Im Hinblick auf die Lesbarkeit unterscheiden sich die Schriften nur minimal (3,8 %). Obendrein sind sowohl die »beste« (Arial) als auch die »schlechteste« Schrift (Corbel) in diesem Test Serifenlose.
Das Ergebnis fügt sich damit ein in eine Reihe früherer Untersuchungen, in denen zwar verschiedene Schriften »gewannen«, »in denen aber nie ein wirklich statistisch bedeutsamer Unterschied zwischen den verglichenen Schriftarten festgestellt wurde«. Die bessere Lesbarkeit taugt also keineswegs als Argument für die Allgegenwart der Verdana im Internet.
Das Fazit mit den Worten von Martin Liebig:
Kurzum: Es ist an der Zeit, auch online die »weichen« Schriftfaktoren den vermeintlich »harten« vorzuziehen. Und zwar eindeutiger denn je.
Auch wenn hier nur sehr kurze Texte (mit ca. 110 Wörtern) untersucht wurden, so sind obige »Regeln« offenbar nicht viel mehr als Glaubenssätze mit langer Tradition. Hätte ich nicht gedacht.