[Aktualisierung: 27. September 2023]
Gilt die »alte Buchdruckerregel« für Zahlen bis 12 noch? Der Text gibt Empfehlungen, wann Zahlen in Ziffern und wann in Buchstaben geschrieben werden sollten. #
Zahlen können in Ziffern oder in Buchstaben geschrieben werden. Die gelegentlich noch angeführte »alte Buchdruckerregel« für Zahlen bis 12 gilt nicht (mehr).
1. Leitfaden: Wann schreibt man Zahlen in Ziffern?
In der amtlichen Rechtschreibung wird die Frage, ob Zahlen als Zahlwörter in Buchstaben oder in Ziffern (Zahlzeichen) gesetzt werden sollen, nicht erfasst. Das ist auch nicht möglich, da sie (grapho)stilistische Entscheidungen erfordert, die Schreibende nur von Fall zu Fall oder für einen bestimmten Text treffen können.
Kriterien für die Entscheidung
Schreibende können und sollten nicht nach einer starren Regel entscheiden, sondern je nach Textsorte, Aussageabsicht und Verständlichkeit im Einzelfall.
- Textsorte: In der Belletristik wird eher ausgeschrieben, in Sachbuch oder Unternehmenskommunikation eher in Ziffern.
- Aussageabsicht: Soll die Zahl hervorgehoben werden, schreibt man besser in Ziffern.
- Lesbarkeit/Verständlichkeit: Ein- bis dreisilbige Zahlwörter sind auch ausgeschrieben gut zu erfassen.
Faustregeln
Schreiben Sie Zahlen in Ziffern,
- wenn die Zahlen Dezimalstellen (Nachkommastellen) haben: Der Abstand sollte 2 bis 2,5 Meter betragen.
- wenn eine abgekürzte Maßangabe oder Einheit folgt: Pegelstand der Elbe bei 279 cm, auf einer Fläche von 50 ha, Karten zwischen 10 und 18 €.
- wenn die Zahl betont bzw. hervorgehoben werden soll: Ersparnis von 20 Euro, 5 Prozent Rabatt.
- wenn das Zahlwort unübersichtlich wäre, zum Beispiel bei Jahresangaben oder Zahlwörtern mit mehr als drei Silben.
Wählen Sie die ausgeschriebene Form,
- wenn das Zahlwort unbestimmt gebraucht ist: mit mehreren Tausend (oder tausend) Teilnehmenden rechnen, einige Hundert (hundert) Insektenarten, er war Mitte vierzig.
- bei übersichtlichen Zahlwörtern: vierzig, fünfzig … hundert werden, in achtzig Tagen.
- wenn die Zahl nicht besonders hervorgehoben werden soll: Preisanhebung um zwei Euro.
In jedem Fall gilt:
- Beide Schreibweisen sollten nicht gemischt werden. Also: 6 aus 49; 12- bis 18-jährige (oder: zwölf- bis achtzehnjährige) Jugendliche.
- Achten Sie darauf, dass gleiche Fälle in einem Text möglichst gleich behandelt werden.
2. Hintergrund: Die »alte Buchdruckerregel«
Totgesagte leben länger. Das scheint auch für die »Regel« zu gelten, nach der Zahlen von eins bis zwölf als Wort, ab der bösen 13 hingegen in Ziffern (numerisch) geschrieben werden sollten. Noch immer kennen Journalisten diese »alte Buchdruckerregel«, frisch ausgebildete Mediengestalterinnen befolgen sie klaglos, in manchen Verlagsrichtlinien hält sie sich hartnäckig.
Mindestens seit Kaisers Zeiten gibt es Zweifel an der Berechtigung der »alten Buchdruckerregel«, die seitdem fortgeschrieben werden.
Bereits der Rechtschreib-Duden von 1915 (9. Auflage) warnt in den »Einzelvorschriften für den Schriftsatz« vor der vermeintlichen Regel:
Vor der alten Buchdruckerregel, nach der die Zahlen von 1 bis 12 in Buchstaben und die Zahlen von 13 an in Ziffern zu setzen sind, wird hier gewarnt. Entgegen dieser Regel sind auch die Zahlen von 1 bis 12 in Ziffern zu setzen, wenn die Zahl und die nachfolgende Sache eine besondere Bedeutung haben, d. h. also, wenn die Zahl die Aufmerksamkeit auf sich lenken soll, z. B. Kurbel mit 2 Wellen, Zahnrad mit 2 Spindeln. Auch ist vor Maßen, Gewichten, Geldsorten usw. bei Anwendung der Abkürzungen stets die Zahl in Ziffern zu setzen, z. B. 2 l, 4 kg, 6 M; setzt man diese Bezeichnungen aber aus, so kann die Zahl sowohl in Ziffern wie in Buchstaben gegeben werden, z. B. 2 Mark oder zwei Mark.
Duden. Rechtschreibung der deutschen Sprache und der Fremdwörter. 9. Auflage, Leipzig 1915, Seite XLVIII.
Im (letzten) Leipziger Duden von 1985 (18. Auflage) heißt es in den »Vorschriften für den Schriftsatz« im Anhang:
Die alte Buchdruckerregel, nach der die Zahlen von 1 bis 12 in Buchstaben und die Zahlen von 13 an in Ziffern zu setzen seien, ist unbegründet. Alle Zahlen (auch die Zahlen von 1 bis 12) sind in Ziffern zu setzen, wenn die Zahl im Textzusammenhang von Bedeutung ist und deshalb die Aufmerksamkeit auf sich lenken soll. […]
Vor Einheitenzeichen, Geldsorten usw. wird jede Zahl in Ziffern gesetzt.Der Große Duden. Wörterbuch und Leitfaden der deutschen Rechtschreibung. 18. Auflage, Leipzig 1985, Seite 708.
Die neueren Rechtschreib-Duden aus Mannheim bzw. Berlin erfassen nur die Schreibung von Ziffern vor abgekürzten Einheiten, dafür schreibt der Duden 9 (Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle) die tradierte Empfehlung fort:
Grundsätzlich kann man Zahlen sowohl in Ziffern als auch in Buchstaben schreiben. Die alte Buchdruckerregel, nach der die Zahlen von 1 bis 12 in Buchstaben und die Zahlen von 13 an in Ziffern zu setzen sind, gilt heute nicht mehr. Auch die Zahlen von 1 bis 12 werden in Ziffern gesetzt, wenn z. B. in Statistiken, in technischen oder wissenschaftlichen Texten o. Ä. die Zahl und das die Sache bezeichnende Substantiv die Aufmerksamkeit auf sich lenken sollen: Kurbel mit 2 Wellen, Zahnrad mit 2 Spindeln. Auch vor Zeichen und Abkürzungen von Maßen, Gewichten, Geldsorten usw. ist die Zahl in Ziffern zu setzen: 3 km; 7,4 kg; 6 EUR. […]
© Duden 9 – Richtiges und gutes Deutsch, 6. Auflage, Mannheim 2007 [CD-ROM]. Ebenso steht es in den Folgeauflagen bis zur aktuellen 9. Auflage, 2021 unter »Zahlen und Ziffern«.
Einen positiven Beleg, dass es die Regel in der generellen Anwendung für Zahlen bis 12 je gab, habe ich bislang nicht gefunden. Wenn Sie sachdienliche Hinweise für die Fahndung geben können, freue ich mich über einen Kommentar.
Die Schreibung in Buchstaben oder Ziffern kann die Lesbarkeit fördern. Oder eben nicht. Ein Beispiel aus der Tageszeitung (Quelle):
»Mindestens sechs Elf- bis 13-Jährige überfielen am Montagnachmittag drei Zwölf- und 13-Jährige an der Petribleiche in Rostock.«
Besser lesbar wird der Satz, wenn Zusammengehörendes gleich geschrieben wird: Die Zahl der Kinder in Buchstaben, die Altersangaben in Ziffern:
Mindestens sechs 11- bis 13-Jährige überfielen am Montagnachmittag drei 12- und 13-Jährige an der Petribleiche in Rostock.
Ein Beispiel aus dem Web:
Von Tag zu Tag melden sich seitdem weitere Betroffene, derzeit sind es laut El Pais 22 Mädchen im Alter zwischen elf und 17 Jahren, deren Eltern Anzeige erstattet haben. (Quelle)
Warum ist die 11 ausgeschrieben? In dieser Meldung kommt es auf die Zahlen an, das legt die Ziffernschreibung nahe. In jedem Fall sollten beide Altersangaben gleich, also beide in Ziffern oder beide in Buchstaben, geschrieben werden.