Ach du liebes Fräulein!

Ist das »Fräulein« nicht längst ein ausgestorbenes Wort? Der Duden war schon spät dran, als er 1996 vermerkte, dass es »als titelähnliche Bezeichnung oder Anrede für eine unverheiratete weibliche Person heute allgemein durch Frau ersetzt« wird. Das Fräulein vom Amt wurde schon vor Jahrzehnten entlassen. Wer die Kellnerin anreden will, sucht nach Alternativen. Einzig das Fräuleinwunder wird immer mal wieder aus der Mottenkiste geholt und meist in Anführungszeichen gebraucht.

Bei der EU ist man jetzt auch drauf gekommen:

Brüssel – Ein Merkblatt des Generalsekretariats des Europäischen Parlaments für geschlechtsneutrale Sprache sorgt bei einigen Abgeordneten für Aufregung. Das der britischen Zeitung »Daily Mail« vorliegende interne Papier richtet sich an DolmetscherInnen und enthält keine obligatorischen Richtlinien, sondern Anregungen, welche Ausdrücke herkömmlichen Floskeln vorgezogen werden könnten. So werde darauf hingewiesen, dass man es vermeiden sollte, auf den Familienstand von Frauen hinzuweisen. Demnach sollen »Madame« und »Mademoiselle«, »Frau« und »Fräulein«, aber auch »Senora« und »Senorita« nicht mehr verwendet werden. Stattdessen sollten die Frauen einfach bei ihrem Namen genannt werden. (via dieStandard.at)

Ach du liebes Fräulein! Oder besser: Mein lieber Herr Gesangverein!

Marion Kümmel ist Federwerkerin und freie Lektorin. Seit 2001 übernimmt sie Textdienstleistungen für Publikumsverlage, Agenturen, Unternehmen und Autor:innen. Sie redigiert Sachbücher und Fachtexte, wissenschaftliche Veröffentlichungen sowie Texte aus Unternehmenskommunikation und Werbung. Auf der Website des Lektorats erfahren Sie mehr.

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