Die amtliche Rechtschreibung

[Aktualisierung: 25. Juli 2024]

Die deutsche Rechtschreibung ist für den Gebrauch in Schulen und Behörden amtlich geregelt. Eine erste einheitliche Regelung wurde 1901 erreicht, 1996 bzw. 2006 wurde eine teilweise Neuregelung vereinbart, die seitdem regelmäßig (zuletzt 2024) angepasst wird.

Inhalt:

  1. Die »alte« Rechtscheibung (1902)
  2. Die »neue« Rechtschreibung (2006)
  3. Die aktuelle Rechtschreibung (2024)

1. Die »alte« Rechtschreibung (1902)

Titelseite der amtlichen Rechtschreibung 1902

Die amtliche Rechtschreibung, die vor 1996 bzw. 2006 galt, wird heute meist als »alte« Rechtschreibung bezeichnet.

In ihren Grundzügen wurde diese »Einheitsorthografie« auf der II. Orthografischen Konferenz festgelegt, die vom 17. bis 19. Juni 1901 in Berlin stattfand. Das Protokoll der »Beratungen über die Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung« verzeichnet 27 Teilnehmer (und keine Teilnehmerin). Als Vertreter des preußischen Kultusministeriums nahm der Schuldirektor Konrad Duden teil, der einer der beiden Protokollführer war.

Vorlage für die Konferenz war die preußische Schulorthografie von 1901 (erarbeitet von Wilhelm Wilmanns), die sich auf die Regelwerksvorlage für die I. Orthografische Konferenz von 1876 (erarbeitet von Rudolf von Raumer) stützte. Die Schulorthografien der zweiten Generation (besonders Preußens und Bayerns) hatten den Vereinheitlichungsprozess zwischen den beiden Konferenzen wesentlich bestimmt.

Nach 1901 wurden die Regeln und die Wörterbücher fortlaufend überarbeitet und ergänzt. Die Getrennt- und Zusammenschreibung und die Interpunktion kamen als Teilbereiche hinzu, obwohl die Konferenz von 1901 sie nicht behandelt hatte. Unter den Rechtschreib-Wörterbüchern erschien nur der (nicht amtliche) Duden Rechtschreibung kontinuierlich über den gesamten Zeitraum. Seit den 1950er-Jahren bis 1996 galt er deshalb als maßgeblich in allen Zweifelsfällen.

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2. Die »neue« Rechtschreibung (2006)

Cover der Amtlichen Regelung 2006

Am 1. Juli 1996 (Wiener Absichtserklärung) wurde die Einführung einer Neuregelung der deutschen Rechtschreibung nach umfangreichen Abstimmungsprozessen und Kompromissen vereinbart. Nach weiteren Revisionen (2004, 2006) trat diese »neue« Rechtschreibung 2006 in Kraft, 2009 lief die letzte Übergangsfrist aus.

Die amtliche Rechtschreibung gilt nun in Schulen und Behörden aller Länder, in denen Deutsch Amts- oder Minderheitensprache ist: in Deutschland, Österreich und der Schweiz, in Belgien, Bozen-Südtirol und im Fürstentum Liechtenstein.

Das Regelwerk umfasst alle Teilbereiche der Rechtschreibung und wird durch ein Wörterverzeichnis mit (ursprünglich) etwa 12.000 Einträgen ergänzt. Im Alltag werden daher meist nicht amtliche Wörterbücher genutzt, die größere Teile des Wortschatzes berücksichtigen.

Auf Beschluss der beteiligten Länder vom Dezember 2004 wurde der Rat für deutsche Rechtschreibung (RfdR) eingerichtet. Er ist mit der Beobachtung und Weiterentwicklung der deutschen Rechtschreibung beauftragt. Das Gremium berichtet in regelmäßigen Abständen und spricht Empfehlungen für die weitere Regelung aus. 2010 und 2018 wurde das Regelwerk entsprechend aktualisiert.

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3. Die aktuelle Rechtschreibung (2024)

Cover des Amtlichen Regelwerks 2024

Seit dem 1. Juli 2024 gilt eine grundlegende Neubearbeitung des Regelwerks. Das Kapitel »Zeichensetzung« wurde neu systematisiert und bearbeitet, das Wörterverzeichnis neu konzipiert. Der Regelteil E (Zeichensetzung) ist um eine kurze Positionierung des Rechtschreibrates zu Sonderzeichen (Wortvertreter und Genderzeichen) ergänzt, die weiterhin nicht im Amtlichen Regelwerk beschrieben werden.

(Anmerkung: Bereits seit 2017 schreibt der Rat für deutsche Rechtschreibung Amtliches Regelwerk groß – auch in Bezug auf frühere Ausgaben. Erst 2024 heißt die Publikation auch offiziell »Amtliches Regelwerk der deutschen Rechtschreibung«.)

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Die aktuelle Rechtschreibung online

— RfdR | Rat für deutsche Rechtschreibung

Die unterschiedlichen Fassungen von Regelwerk und Wörterverzeichnis stellt der Rat für deutsche Rechtschreibung auf seiner Website zum Download (PDF) bereit.

Rat für deutsche Rechtschreibung: Regeln und Wörterverzeichnis

— IDS | Institut für deutsche Sprache

Das Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS) pflegt im Portal »grammis – Grammatisches Informationssystem« eine Online-Version der aktuellen Regelung:

Amtliches Regelwerk der deutschen Rechtschreibung

— DWDS | Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache

Das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache (DWDS) wendet die aktuelle Rechtschreibung auf einen großen Teil des deutschen Wortschatzes an.

Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache (DWDS)

Aus den Einzelartikeln ist jeweils auf die entsprechenden Regeln in grammis verlinkt.

(Hinweis: Das Wörterbuch ist [Stand: 12. August 2024] noch nicht aktualisiert.)


Buchausgaben der Regelwerke

Deutsche Rechtschreibung: Regeln und Wörterverzeichnis. Amtliche Regelung. Herausgegeben vom Rat für deutsche Rechtschreibung. Tübingen 2006.

287 Seiten | 19,90 Euro | ISBN 978-3823362708

Amtliches Regelwerk der deutschen Rechtschreibung. Regeln und Wörterverzeichnis. Herausgegeben von der Geschäftsstelle des Rats für deutsche Rechtschreibung. Mannheim 2024.

343 Seiten | 32,50 Euro | ISBN 978-3948831653

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Literatur

Nerius, D. (Hrsg.): Die orthographischen Konferenzen von 1876 und 1901. Documenta Orthografica. Abt. B, Bd. 5. Hildesheim u. a. 2002. (Das 1979 wiederaufgefundene Protokoll der Konferenz von 1901 ist vollständig enthalten.)

Wiener Erklärung: Gemeinsame Absichtserklärung zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung. Wien 1996. URL: https://www.rechtschreibrat.com/DOX/wiener_erklaerung.pdf [08.02.2021].

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Marion Kümmel ist Federwerkerin und freie Lektorin. Seit 2001 übernimmt sie Textdienstleistungen für Publikumsverlage, Agenturen, Unternehmen und Autor:innen. Sie redigiert Sachbücher und Fachtexte, wissenschaftliche Veröffentlichungen sowie Texte aus Unternehmenskommunikation und Werbung. Auf der Website des Lektorats erfahren Sie mehr.

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