Auflagen zählen und bezeichnen

[Aktualisierung: 5. April 2023]

Publikationen wie Bücher oder Broschüren können heute sehr schnell gedruckt und überarbeitet oder verändert werden. Das führt zu Irritationen bei der Zählung und Bezeichnung von Auflagen. Welche Spielräume können hier genutzt werden? #

Seit der Erfindung des Buchdrucks ist es möglich, identische Kopien gedruckter Werke herzustellen. Im traditionellen Buchdruck wurde stets eine bestimmte Zahl von Exemplaren (eine Auflage) gedruckt; nach deren Abverkauf musste das Werk gegebenenfalls neu gesetzt und eine zweite oder weitere Auflage gedruckt werden.

Der Begriff der Auflage

In der Tradition des Buchdrucks wird eine Auflage verstanden als:

  1. Gesamtheit der gleichen Exemplare: Die zweite Auflage erschien 2021 in Leipzig. Sascha Beindorf: Kleine Texte. 2. Auflage, Leipzig 2021.
  2. Zahl der Exemplare einer Auflage: Sachbücher erscheinen heute oft nur in einer Auflage von 1000 Exemplaren. Die Gesamtauflage für das Mietermagazin ist mit 8000 angegeben.

Die Nummerierung von Auflagen

Für die Nummerierung und Bezeichnung von Auflagen gibt es keine verbindliche Regel; entsprechend finden sich unterschiedliche Strategien. Meist wird auch heute die Vorstellung gepflegt, dass eine Auflage komplett hergestellt wird. Tatsächlich werden Bücher inzwischen selbst in Verlagen zum Teil nur nach Bedarf (on demand) gedruckt, sodass Auflagen nicht mehr so klar abzugrenzen sind.

Solange Inhalt und Aufmachung unverändert bleiben, können alle gedruckten Exemplare derselben Auflage zugerechnet werden. Manche Publikationen unterscheiden zwischen Auflagen und (unveränderten) Nachdrucken. Häufig und in großer Auflagenhöhe erscheinende Publikationen verfahren oft so, zum Beispiel Wörterbücher oder bestimmte Standardwerke. Eine neue Auflage wird erst gezählt, wenn es Veränderungen gab.

Bei anderen Publikationen (Belletristik, populäres Sachbuch) gilt das Erreichen einer zweiten oder weiteren Auflage als Erfolgsmerkmal. Hier wird daher gern von einer neuen Auflage gesprochen, auch wenn es keine Veränderungen gab. Ein Gedanke dahinter mag sein: Wer will schon ein Buch (ver)kaufen, das nicht mehr ganz druckfrisch ist?

Die Bezeichnung von Auflagen

Während die erste Auflage auf dem Titel und im Impressum meist nicht als solche bezeichnet wird, ist das bei Folgeauflagen immer notwendig. Ob und wie eine Auflage mit Zusätzen näher charakterisiert wird, ist dagegen eine freie Entscheidung. Einige Varianten:

2. Auflage oder
2., unveränderte Auflage oder
2., durchgesehene Auflage oder
2., durchgesehene und aktualisierte Auflage

3., vollständig überarbeitete Auflage oder
3., überarbeitete und erweiterte Auflage oder
3., erweiterte und verbesserte Auflage

4., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage usw.

Die beschreibenden Zusätze könn(t)en eine Orientierung für die Leserschaft sein. Sie folgen besonders bei Sachtexten und -büchern jedoch zusätzlichen Erwägungen. Sollen zum Beispiel möglichst nur neue Interessent:innen eine (kostenlose) Publikation anfordern, werden geringe Veränderungen eher nicht erwähnt. Soll hingegen auch die bisherige Leserschaft für den Kauf der neuen Auflage eines Titels gewonnen werden, wird die Neuheit deutlich herausgestellt.

Tipp: Wenn ein Zusatz gewählt wird, muss nach der Ordungszahl ein Komma stehen.

Grundregel und Spielräume

Als verbindlich gilt: Die Exemplare derselben Auflage müssen verlässlich identisch sein. Sobald (kleine oder umfassende) Änderungen in Text oder Aufmachung (Format, Cover usw.) vorgenommen werden, handelt es sich immer um eine neue Auflage (Neuauflage).

Vor allem die Frage, ob bzw. welchen beschreibenden Zusatz eine Auflage erhält, können Verlag und/oder Urheber:in entscheiden. Aber auch hier gilt: Weniger ist oft mehr.


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Marion Kümmel ist Federwerkerin und freie Lektorin. Seit 2001 übernimmt sie Textdienstleistungen für Publikumsverlage, Agenturen, Unternehmen und Autor:innen. Sie redigiert Sachbücher und Fachtexte, wissenschaftliche Veröffentlichungen sowie Texte aus Unternehmenskommunikation und Werbung. Auf der Website des Lektorats erfahren Sie mehr.

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