Die Abkürzung KMU wird seit den 1990er-Jahren verwendet für »kleine und mittlere Unternehmen«. Sie stand also ursprünglich für eine Pluralform (vgl. 2011 im Federwerk: Abkürzungen im Plural: AGB und KMU) und erhielt daher kein Plural-s. Und wie sieht es 2014 aus?
Im Duden Rechtschreibung (2013) findet man unter KMU:
KMU = kleine und mittlere Unternehmen (Wirtschaft)
© Duden – Die deutsche Rechtschreibung, 26. Aufl. Berlin 2013 [CD-ROM] und (erstmals) in der 25. Aufl. Mannheim 2009.
So steht es im Print-Duden und in der Duden-Bibliothek [CD-ROM]. Das Angebot von Duden online, das den Duden Rechtschreibung enthält, aber im Zweifel aktueller ist, führt dagegen nur die Verwendung im Singular an; Endungen im Genitiv und im Plural sind demnach möglich:
KMU, das
Bedeutung: kleines oder mittleres Unternehmen
Herkunft: Abkürzung für kleine und mittlere Unternehmen
Grammatik: das KMU; Genitiv: des KMU[s], Plural: die KMU[s]Quelle: https://www.duden.de/rechtschreibung/KMU [Stand: 20.09.2014].
Hat sich die Bedeutung also inzwischen geändert und die Abkürzung steht jetzt nur noch für ein einzelnes (kleines oder mittelständisches) Unternehmen?
Dr. Bopp (siehe canoo.net) empfiehlt (2010) den Gebrauch im Plural und ohne Endung, beobachtet daneben aber auch die Neigung zum Gebrauch der Abkürzung im Singular. Er schreibt:
Ich kann hier leider nicht beurteilen, inwieweit diese Einzahl-Verwendung von KMU sich eingebürgert hat und akzeptiert ist. Sie ist aber erklärbar, da KMU im Sinne von kleine und mittlere Unternehmen eigentlich nicht auf individuelle Unternehmen bezogen werden kann. Ein Unternehmen ist klein oder mittelgroß, nicht klein und mittelgroß. Daher stammt wohl die Neigung, KMU und KMUs im Sinne von Vertreter der KMU zu verwenden, wenn einzelne Unternehmen gemeint sind.
Quelle: Bopp, Stephan: KMUs? URL: http://canoo.net/blog/2010/10/21/kmus/ [Stand: 20.09.2014].
Statistik (siehe z. B. destatis.de) und Fördermittelbürokratie nutzen »kleine und mittlere Unternehmen« weiterhin als Sammelbezeichnung und synonym mit »Mittelstand«. Sie unterscheiden »kleine und mittlere Unternehmen« von »Kleinstunternehmen« auf der einen und »Großunternehmen« auf der anderen Seite.
Im aktuellen Sprachgebrauch lassen sich also finden und begründen
- die KMU (Plural) für »kleine und mittlere Unternehmen«
- (auch) das KMU (Singular) für »kleines oder mittleres Unternehmen«
Wie immer in solchen Fällen gilt: Innerhalb eines Textes sollte eine Variante durchgehalten werden. Wenn Sie sich für die Verwendung von das KMU entscheiden, sind die s-Endungen zwar möglich, aber entbehrlich. Sie werden nur für Abkürzungen mit weiblichem Artikel empfohlen, um Verwechslungen von Einzahl und Mehrzahl vorzubeugen (die AGs, die GmbHs, die THs).
Ich selbst verwende bis auf Weiteres KMU in der traditionellen Variante (1) als Plural. Für ein einzelnes Unternehmen bevorzuge ich die ausgeschriebenen Varianten kleines Unternehmen oder mittelständisches Unternehmen. Aber das ist die wertende Entscheidung einer einzelnen Lektorin. In Auftragstexten entscheidet der Kundenwunsch, besonders wenn der Gebrauch bereits überwiegend einheitlich ist. Und wie entscheiden Sie?
PS: Im Wortschatz der Uni Leipzig findet sich unter den Beispielen zu KMU ein hübscher Irrläufer: »1982 – 1986 Journalistikstudium an der KMU in Leipzig mit Diplomabschluss. (Quelle: www.mdr.de, 2011-01-11)«. Frau oder Herr Muster hat dereinst mit einiger Wahrscheinlichkeit die KMU (Karl-Marx-Universität) Leipzig besucht.
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