Der Mittestrich – DIN 5008 zwischen Schreibmaschine und PC

Die aktuelle Fassung der DIN 5008 vom März 2020 hat den »Mittestrich« als vereinfachte Lösung für alle horizontalen Striche aufgegeben, es bleiben aber weiterhin Unterschiede zu den Regeln für den Schriftsatz. #

An der Schreibmaschine stand einst nur ein »Mittestrich« zur Verfügung, wo im Schriftsatz zwischen Divis (Bindestrich), Halbgeviertstrich und Minuszeichen unterschieden wird. Seit der Ausgabe von 1996 berücksichtigt die DIN 5008 die Möglichkeiten der Textverarbeitung am PC zunehmend und hebt die Sonderregeln auf, die für die Schreibmaschine mit ihrem begrenzten Zeichensatz notwendig waren.

Der »Mittestrich« an der Schreibmaschine

An der Schreibmaschine galten für den Mittestrich diese Regeln:

  • In allen Funktionen des Divis (Bindestrich, Ergänzungsstrich, Trennstrich) wurde der Strich ohne Leerzeichen verwendet.
  • In allen Funktionen des Halbgeviertstrichs (Gedankenstrich, Streckenstrich, Strich für »gegen« und »bis«) wurde der Strich in Leerzeichen eingeschlossen.

»Mittestrich« – Bindestrich, Halbgeviertstrich

In der DIN 5008 von 1996 ist neben dem »Mittestrich« auch der Halbgeviertstrich (für Gedankenstrich, Streckenstrich, Zeichen für »gegen« und »bis«) angeführt. Seit der Ausgabe von 2001 wurde er in diesen Funktionen empfohlen, der einfache Mittestrich aus Schreibmaschinenzeiten blieb aber noch zulässig. Zum Gedankenstrich heißt es 2001:

Als Gedankenstrich ist der Halbgeviertstrich mit vorausgehendem und folgendem Leerzeichen zu verwenden. […] Statt des Halbgeviertstriches darf auch der Mittestrich verwendet werden. (Abschnitt 6.2)

Da der Mittestrich zulässig blieb, forderte die DIN 5008 auch beim Halbgeviertstrich weiterhin in allen Fällen Leerzeichen (Wortabstände) davor und danach:

  • Zeichen für »bis«: Karten für 10 – 39 Euro; Studium: 09/2001 – 07/2008;
  • Zeichen in Streckenangaben (Streckenstrich): die Strecke Berlin – Hamburg.

Nach den Regeln für den Schriftsatz dagegen stehen Bis-Strich und Streckenstrich ohne Leerzeichen (kompress):

  • Zeichen für »bis«: Karten für 10–39 Euro; Studium: 09/2001–07/2008;
  • Zeichen in Streckenangaben (Streckenstrich): die Strecke Berlin–Hamburg.

Aktuell: »Kurzstrich« und »Langstrich«

Die aktuelle Ausgabe der DIN 5008 von 2020 führt die Bezeichnungen »Kurzstrich« (für Divis) und »Langstrich« (für Halbgeviertstrich) ein, der »Mittestrich« ist aufgegeben. Im normativen Teil werden die Abweichungen von den Regeln für den Schriftsatz vorerst beibehalten. Im informativen Anhang F »Typografisch anspruchsvolle Textwerke« ist die Verwendung von Bis-Zeichen und Streckenstrich ohne Leerzeichen (kompress) jedoch angeführt.

Empfehlung für die Praxis

Mit den technischen Möglichkeiten nähern sich auch die Normen für die Textverarbeitung und für den Schriftsatz mehr und mehr an. Wer also nicht strikt an betriebliche Regeln oder Prüfungsordnungen (für Büroberufe) gebunden ist, kann heute schon entscheiden, in diesen Fällen durchgehend den Empfehlungen für den Schriftsatz zu folgen, zum Beispiel in wissenschaftlichen Arbeiten, Bewerbungen, Lebenslauf oder dem Briefwechsel mit Ämtern und Behörden. Wenn Sie als Autor:in, Journalist:in, Wissenschaftler:in oder Werbetexter:in Texte verfassen, die später professionell gesetzt und gedruckt werden sollen, erleichtern Sie so die nachfolgende Bearbeitung Ihres Textes durch Lektorat und Satzvorbereitung.

Tastenkombinationen für den Langstrich:

  • Mac: [Alt] + [Bindestrich]
  • WIN: [Alt] + [0150]

Der Artikel »Bindestrich oder Gedankenstrich?« stellt die Regeln für den Schriftsatz und die Rechtschreibung zusammen und merkt an, wo die DIN 5008 abweicht.


Mehr erfahren:

[Eine erste Fassung dieses Artikels erschien am 10. August 2011 auf Federwerk.de. Er wurde am 12. Juli 2020 aktualisiert und ergänzt.]

Marion Kümmel ist Federwerkerin und freie Lektorin. Seit 2001 übernimmt sie Textdienstleistungen für Publikumsverlage, Agenturen, Unternehmen und Autor:innen. Sie redigiert Sachbücher und Fachtexte, wissenschaftliche Veröffentlichungen sowie Texte aus Unternehmenskommunikation und Werbung. Auf der Website des Lektorats erfahren Sie mehr.

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