Wörterzahl und Textumfang

[Aktualisierung: 25. Februar 2021]

Ein Kunde möchte ein Lektorat beauftragen. Die Lektorin fragt also: »Welchen Umfang hat denn der Text?« Mit einiger Wahrscheinlichkeit lautet die Antwort: »Das sind ungefähr XY Seiten, die haben aber nicht so viel Text.« – Manchmal fällt die Angabe etwas genauer aus: »Die Broschüre soll XX Texte mit je ca. 200 Wörtern haben.« Wie umfangreich wäre dieser Text in etwa?

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Der Charme des Webfehlers

Wenn Kritiker in einem Buch Fehler bemerken, ist im Zweifel immer das Lektorat schuld. Andererseits: Manchmal bin ich mir nicht sicher, ob eine Korrektur dem Text nicht eine charmante Lücke nimmt, durch die etwas Eigenes weht.

In einem Romanmanuskript zum Beispiel schmachtet der Midlifecrisis-gebeutelte Held eine Studentin an, deren Kleid ihn völlig aus der Fassung bringt, weil der »Rückenausschnitt bis zur Bandscheibe« reicht. Ein »windschlüpfriges Auto« hätte sie vielleicht beeindrucken können, Weiterlesen →

Mit Word in den April

Ich dachte gestern schon, ich hätte den Narrentag gut überstanden. Aber dann kam ich auf die Idee, Word (2004:Mac) ein Inhaltsverzeichnis erstellen zu lassen …

Ich arbeite an der Redaktion eines Sachbuches; also sind der Text, die Überschriften und ihre Hierarchie zu prüfen und mit Änderungsvorschlägen zu versehen. Ich hatte wie gewohnt vor 10 Tagen die Dokumentvorlage des Verlages zugewiesen, die Überarbeiten-Funktion aktiviert und losgelegt. Um zwischendurch zur Überprüfung automatisch Inhaltsverzeichnisse erstellen zu können, hatte ich für die Formatvorlagen Ebenen definiert.

Nun wollte ich also ein aktualisiertes Verzeichnis sehen, nachdem ein Gutteil des Textes bearbeitet war. In der Statuszeile konnte ich verfolgen, wie Word rödelte, ein zweites Mal begann und – April, April! – sich schließlich an immer derselben Stelle aufhängte. Keine Fehlermeldung, nicht mal eine unsinnige. Ich sage lieber nicht, wie viele Stunden die Fehlersuche gekostet hat und was ich alles ausprobiert habe …

Für das Archiv zur Vermeidung unverstandener Fehler gebe ich zu Protokoll: Ein gelöschter Seitenumbruch, der sich im Änderungsprotokoll befand, war der Übeltäter! Nachdem ich diese Änderung angenommen hatte, ging alles wieder wie gewohnt. Und ich kann heute ruhig schlafen, ohne Albträume von defekten Word-Dateien und manuell zu erstellenden Inhaltsverzeichnissen.

Zum Weiterlesen:

Ein Manuskript, tatsächlich

Eben habe ich gelernt, dass es das tatsächlich noch gibt: im Wortsinn mit der Hand geschriebene Manuskripte.

Ein Autor fragte telefonisch nach einem Angebot für eine Textredaktion. Wie üblich bat ich ihn, mir ein paar repräsentative Seiten per Mail zu schicken, damit ich ihm ein verbindliches Angebot machen könne.
»Haben Sie eine Faxnummer?«
»Nein, aber eine Datei lässt sich doch besser verschicken. Ich kann die Anmerkungen zur Redaktion ja dennoch von Hand machen, wenn Ihnen das lieber ist, und als PDF-Scan zurückschicken.«
»Die Datei ist bei der Setzerin, ich habe hier nur einen Stapel Papier …«
»???«
Nachdem ich noch eine Weile begriffsstutzig war, hat er mir dann auseinandergesetzt: »Ich bin noch ganz von der alten Schule. Ich schreibe hier mit meinem Montblanc auf Papier. Und um alles andere kümmert sich meine Setzerin.«

Ich war einfach davon ausgegangen, alle Berufsschreiber hätten den vielfach beschriebenen Medienwandel – mit allen Vor- und Nachteilen – längst vollzogen und könnten wie ich gerade noch einen Notizzettel per Hand bekritzeln.